Paartherapie

“The meeting of two personalities is like the contact of two chemical substances: if there is any reaction, both are transformed.”
 
Carl Gustav Jung

Bereits Karl Valentin wusste: „Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit“ – So ist es auch in der Paartherapie.

Liebesbeziehungen sind nicht da, um zu funktionieren. Wir mögen dies vielleicht denken, weil Hollywood uns darauf vorbereitet. Ich habe mittlerweile die Vorstellung entwickelt, dass wir uns in Wahrheit Partner:innen suchen, die uns an unsere eigenen Grenzen bringen, uns immer wieder mit unseren wunden Punkten in Kontakt bringen, uns mit Verletzungen der Vergangenheit konfrontieren, bis wir dafür eine innere Lösung finden. Wenn beide das tun, dann ist Entwicklung möglich.

In meiner Praxis heiße ich nachdrücklich alle Beziehungsformen willkommen. Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, spreche ich von dem Paar* in der Paartherapie. Ich möchte dezidiert betonen, dass hierbei jede Beziehungsform mitgedacht und mitgemeint ist.

In der Eingangssymptomatik in der Paartherapie kommen Paare* häufig mit folgenden Themen:

Sexuelle Untreue wird in unserer Gesellschaft als zwischenmenschliches Kapitalverbrechen gehandelt. Häufig suchen verzweifelte Paare* mich auf, nachdem die Außenbeziehung einer der beiden Partner:innen schmerzvoll ans Licht gekommen ist.

Doch was macht Affären, trotz ihrer hohen Folgekosten, für so viele Menschen, die sich einst ewige Treue versprochen haben, so reizvoll, und was sagt das über die Kernbeziehung aus? Die Paardynamik ist die Hintergrundmusik der Affäre, nicht ihre Ursache. Erst vor dem Hintergrund der Beziehung bekommt die Affäre ihre kontrastierende Gestalt. Die Affäre braucht die Beziehung, weil sie durch sie einen Unterschied machen kann und besonders ist, sie stellt keine Alternative zur Beziehung dar, sondern ist auf sie angewiesen. Meiner Erfahrung nach, suchen Menschen in einer Affäre genau das, den Unterschied.

Häufig fragen mich verzweifelte Paare* in der Erstsitzung, ob eine Affäre zwangsläufig das Ende der Liebesbeziehung bedeuten muss. Das ist schwer zu sagen. Was ich Ihnen jedoch anbieten kann, ist folgendes Gedankenspiel: Das gemeinsame Kartenspiel ist nach einer langen Partie entglitten, heruntergefallen und alle Spielkarten sind durcheinandergekommen. Gesetze und Regeln, die mal gegolten haben, gelten nicht mehr. Es ist nun an dieser Stelle aus meiner Sicht nicht zielführend zu untersuchen, warum das Kartenspiel heruntergefallen ist oder gar wer daran die Schuld trägt. Es gilt viel mehr für beide Spieler:innen zu klären, ob und wie die Karten neu aufgenommen werden, ob das gleiche Spiel weitergespielt werden soll und auf welche neuen Regeln sich beide* verständigen.

Paartherapie bedeutet nicht, alle angehäuften Schulden bei der Partnerin oder dem Partner zu begleichen. Bei hochstrittigen Paaren in meiner Praxis ist das Ziel in der Paartherapie, die Lücke im Affekt zu schaffen. Häufig erlebe ich Paare, die in langjährigen Liebesbeziehungen den anderen/ die andere im Automatismus einkassieren, bis irgendwann die Kompromisse brutal auffallen. Die Konflikte werden dann lange Zeit auf kleiner Flamme köcheln gelassen, bis die Situation eskaliert. Viele Paare entfalten eine große Leidenschaft beim Streit, insbesondere um die Schuldfrage. Das ist häufig eine größere Leidenschaft als beim Sex. Das macht es schwer, damit aufzuhören.

Bei wiederum anderen Paaren ist Streit das Mittel, um sich zu vergewissern, dass der andere/die andere noch da ist.

Lassen Sie mich eins vorwegnehmen: Meine Aufgabe als Ihre Paartherapeutin ist es nicht, zu deeskalieren. Meine Aufgabe ist es, den Raum emotional so zu verdichten und die Situationen so zuzuspitzen, bis Ihnen klar wird, worum es hier eigentlich geht. Da, wo Sie etwas erkennen, sind Sie nicht mehr drinnen und raus aus dem Krieg.

Ein ganz häufiges Anliegen in meiner Paartherapeutischen Praxis ist das Thema „Kommunikationsprobleme“.

Vorab sei eines gesagt: Ich verstehe mich nicht als Kommunikationstrainerin. Aus meiner langjährigen Erfahrung mit Paaren* weiß ich, dass eine dysfunktionale Kommunikation immer eine Funktion im Beziehungssystem erfüllt. Es gilt also, diese Funktion zu erfassen, zu verstehen und therapeutisch daran zu arbeiten, nicht sie im Sinne eines Kommunikationstrainings abzutrainieren. Meine Arbeit rekurriert hierbei auf die psychoanalytische Schattentheorie von C. G. Jung. Stark vereinfacht besagt diese, dass jeder Mensch ein positives (naives) Selbstbild, eine Art „Theatermaske“ (Persona) vorhält. Dem entgegen steht der Schatten, teilbewusste Persönlichkeitsanteile, die häufig verdrängt oder verleugnet werden. Für die Paartherapie übersetzt bedeutet dies, jede Paar*dynamik enthält Licht- und Schattenanteile. Kern der Paartherapie ist es, mit den Schattenaspekten zu arbeiten. Hier sind zumeist auch die eingangs beschriebenen Kommunikationsprobleme therapeutisch zu verorten.

Wie jedes Medikament enthält auch die Paartherapie Risiken und Nebenwirkungen: Ein paartherapeutischer Prozess kann nicht nur die frischen Veränderungen ins Haus wehen, die wir uns wünschen.

Eifersucht kann in allen Beziehungskonstellationen, egal ob monogam oder poly, großes Leid verursachen. Die Darstellungsform ist hierbei ganz unterschiedlich und kann von leichten Neckereien bis hin zu schweren Wutausbrüchen oder gar häuslicher Gewalt reichen. Auch die Gründe für Eifersucht können ganz unterschiedlicher Natur sein. Gern berate ich Sie in einem Erstgespräch, ob in Ihrem Fall eine Paartherapie mit allen Partner:innen oder eine Einzeltherapie sinnvoller wäre.

Das Thema Familienplanung und Kinderwunsch kann eine Liebesbeziehung auf eine enorme Belastungsprobe stellen. Häufig suchen mich verzweifelte Paare* auf, die sich sehr lieben und ihr Leben miteinander verbringen wollen, jedoch was dieses spezielle Thema betrifft, unterschiedliche – gar gegensätzliche – Vorstellungen haben. Was ist, wenn eine Partei einen Kinderwunsch hat und die andere Partei nicht? Eine Paartherapie kann diesen Gegensatz natürlich nicht auflösen und ich werde auch niemanden dazu überreden, um der Beziehung Willen nachzugeben. Dies wäre nämlich nach meiner therapeutischen Erfahrung der ungünstigste Ausgang aus der Situation. Es kann jedoch lohnenswert sein, zu untersuchen, warum die eine Person einen starken Kinderwunsch hat, und ebenso zu untersuchen, warum die andere Person sich gegen ein Kind entschieden hat. Meine Arbeit rekurriert hierbei auf die psychoanalytische Schattentheorie von C. G. Jung. Stark vereinfacht besagt diese, dass jeder Mensch ein positives (naives) Selbstbild, eine Art „Theatermaske“ (Persona) vorhält. Dem entgegen steht der Schatten, teilbewusste Persönlichkeitsanteile, die häufig verdrängt oder verleugnet werden. Was also sind die Licht- und was die Schattenaspekte des eigenen Wunsches? Hierbei hat es sich als wertvoll erwiesen, im Rahmen des paartherapeutischen Prozesses auch Einzelsitzungen mit beiden* Parteien abzuhalten.

Es gibt Paare*, die mich mit einer konkreten Nähe/ Distanz Thematik aufsuchen. Häufig erlebe ich dann, dass eine Partei klammert und die andere Partei sich zurückzieht, was die klammernde Partei nur noch mehr verunsichert und noch stärker klammern lässt: Circulus vitiosus!

Manchmal stellen sich aber auch Paare* bei mir vor, die so eng miteinander verschmolzen sind, dass sie gar das Gefühl haben, sich innerhalb der Beziehung zu verlieren, wo die Ich- Du- Grenze sich aufzulösen droht und sie befürchten müssen, ihre Individualität als eigenständige Person zu verlieren.

Therapeutisch arbeite ich bei dieser Eingangssymptomatik gern angelehnt an das Modell des amerikanischen Psychotherapeuten David Snarch, der sogenannten Differenzierungsfähigkeit. Dies bedeutet stark vereinfacht, ein enges emotionales und körperliches Miteinander sowie ein stabiles Selbst zu bewahren, sich als Individuum weiterzuentwickeln und dabei emotional in Kontakt zu bleiben.

Manche Paare haben sich in ihrem Problem eingerichtet und nehmen lieber das bekannte Problem als den unbekannten Versuch der Lösung in Kauf. Häufig haben sich beide Parteien da bereits seit Jahren, manchmal gar Jahrzehnten auf seine oder ihre Position zurückgezogen und es herrscht Sprachlosigkeit. Das emotionale Band zwischen Beiden* scheint abgerissen und Beide* leben im Alltag nebeneinanderher. In der Paartherapie gilt es hier überhaupt erst einmal zu sondieren, ob beide* Partner:innen an der Beziehung festhalten wollen oder vielleicht eine Trennung im Sinne einer Erlösung aus der Situation in Betracht gezogen werden sollte.

Es ist jedoch nach meiner therapeutischen Erfahrung durchaus möglich, das verlorengeglaubte emotionale Band zwischen beiden Partner:innen wieder zu knüpfen, einen gemeinsamen Weg aus der Sprachlosigkeit zu finden, die Beziehungskulisse neu zu gestalten und das Paar* wieder stark und handlungsfähig zu machen.

Die menschliche Psyche ist reflexiv. Sie kann sich selbst erkennen und dadurch verändern.

„Wir tun gut daran, die Liebesbeziehung wie ein komplexes Ökosystem zu verstehen, mit ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten.

Das System kann in ein Ungleichgewicht geraten, aus dem es sich allein nicht mehr erholt.

Gestatten Sie mir, im Rahmen einer Triangulierung, als neutrale, dritte Partei Impulse in Ihr System zu geben, und Sie dabei zu begleiten, wieder in ein Gleichgewicht zu finden und Ihre Beziehungskulisse neu zu gestalten.“

– Juliane Beckert

Honorar Paartherapie